• Otti Anz (1876-1945) was een Duitse die veel in het buitenland gewoond heeft. Van haar verblijf in China (1903-1912) hield ze een fragmentarisch dagboek bij.
Den 19. Februar 04.
Der große Tag, der solange vorgespukt und noch nicht ausgespukt hat, ist vorüber. Am 16. Februar feierten die Chinesen ihr einziges großes Jahresfest: Neujahr.
Wochenlang vorher wurden fieberhaft eifrig Vorbereitungen getroffen, ihr kleines Haus gründlich gereinigt, durch Wegschaffung der Mittelwand aus zwei engen, unbehaglichen Räumen ein großes, schönes gemütliches Zimmer geschaffen, das den kleinen Ofen, den sie zu umhocken lieben, in der Mitte hat, Wände und Decke aufs schönste geschmückt mit bunten Bildern, Segenssprüchen, Spiegeln u.s.w., in der sogenannten Küche eine Art Altar errichtet. Abends krachte und blitzte es in unserm Garten und in den umliegenden Dörfern von abgebrannten Feuerwerkskörpern, kindliches Jubeln von Kleinen und Großen als Begleitung.
Am Vorabend des großen Tages starke Erregung: nach dem Abendessen kam der boy und bat meinen Mann und mich, ihr Haus anzusehen. Es war wie ein Bild aus Tausend und eine Nacht: ein prachtvoller, sternklarer Abend, Lichterglanz und Feuerwerk und Jubel in allen Dörfern, der Hafen von Tsangkou besäet mit Dschunken und Sampans, die im Schmuck zahlreicher Lampions mit Leuchtkäfern überstreut erschienen, vor dem kleinen Chinesenhaus, im leisen Luftzug baumelnd, kleine bunte Laternen, drinnen eine märchenhaft bunte Pracht, bei aller Mannigfaltigkeit der Farben nichts Unharmonisches, in der Mitte eine riesige Papierlaterne, in deren Innern sich kleine ausgeschnittene Figuren von der Wärme wie im Karussell bewegten (Machwerk des Kochs).
Und dann krachten die Feuerwerkskörper, und die Leute strahlten und jauchzten. Wir freuten uns eine Weile mit ihnen, gingen dann hinein und errichteten wie Weihnachtsabend einen kleinen Tisch mit bunten Lichtern, Zuckersachen, Zigaretten und nicht unbedeutenden Geldgeschenken. Es wurde noch lange nicht still in dem kleinen Häuschen im Garten. Bei Reisbranntwein, Kuchen, Zigaretten und Feuerwerk feierte man Silvesternacht.
Am nächsten Morgen, als wir beim Kaffee saßen, erschienen alle drei, boy, Kuli und Koch, in ganz neuen, feierlich schwarzen Gewändern und gratulierten.
Später machten wir einen Gang durch Tsangkou: alle Wege tadellos sauber, von den Häusern leuchteten die langen roten Streifen der neuen Segenssprüche, nur ab und zu ein einzelner Chinese in neuen Gewändern, alle Türen verrammelt, alles saß in den Häusern, aß, trank, scherzte, rauchte, schlief oder machte ohrenzerreißende Musik.
Mindestens 3 Tage wird nicht gearbeitet. Auch in Tsingtau sind alle Läden solange geschlossen, einzelne Chinesen laufen mit einem Haufen Visitenkarten herum: sie machen Besuche. Die Fabrik unten schweigt, die Kinder sind für 8 Tage in ihre Dörfer.
Am Abend bringt uns der boy drei kleine, chinesische Hausgötter von grotesk bunter Hässlichkeit als Geschenk. Wir stellen sie ins Esszimmer. Walter hat an die äußere Hauswand mit roter Farbe ein neues „fu“ gemalt.
In den Marktdörfern ist in den Tagen vorher lebhaftes Treiben gewesen. Um möglichst viel Geld einzuheimsen, sind auch verschiedentlich chinesische Mädchen gehandelt worden. Unser Koch lief mit kleinen, roten Pflastern an den Schläfen herum, die Chinesen lieben es, sich ab und zu schröpfen zu lassen oder zu massieren, bis sie rote Stellen davon haben. Die kleinen Wunden vom Aderlass werden mit roten Pflastern verklebt. Ob diese Erscheinung beim Koch grade in diesen Tagen in irgendeiner Verbindung mit dem Feste steht, weiß ich nicht.
Heute wird zum ersten Male wieder etwas gearbeitet, aber müde und verdrossen, d.h. unsere Leute haben nicht einen Augenblick ihre Pflicht versäumt. –
Der Krieg zwischen Russland und Japan ist ausgebrochen. Infolge schneidigen Vorgehens der Japaner und leichtsinnigen Unvorbereitetseins der Russen, sind die Japaner bis jetzt im Vorteil, die Sympathien sind hier auf keiner Seite, die Stimmung ist abwartend, natürlich werden allerlei wage und haarsträubende Vermutungen aufgestellt. Die Chinesen könnten sich mit den Japanern verbinden, oder durch ihr Beispiel angesteckt, plötzlich auf den Gedanken kommen, die Deutschen hinauszuwerfen. Mit Spannung werden die Kriegsdepeschen erwartet; flüchtende Russen kommen nach Tsingtau. Das deutsche Lazarett dort ist den Verwundeten beider Nationen zur Verfügung gestellt worden. Die Deutschen sehen sich vor. Große Abteilungen Soldaten ziehen hier vorbei zu Übungen auf den umliegenden Höfen und in den Dörfern. Der Dollarkurs steigt, für uns recht unangenehm, ebenso die Preise vieler Warenarten. Was aus Russland kam, ist überhaupt nicht mehr zu haben. Die Post geht wieder den langen Seeweg, Briefe, die unterwegs waren, wurden zurückgeschickt, wir können monatelang auf Nachricht warten.-
Das Wetter ist oft frühlingsmäßig. Die Kälte–Wärme Uhr, wie die Chinesen das Thermometer nennen, sinkt nur noch nachts unter 0. Der Sturm heult noch recht häufig ums kleine Holzhaus, aber er schneidet nicht mehr ins Gesicht. Nur auf den äußersten Spitzen der Berge lässt das Tausend-Meilen-Auge leichten Schneesturm erkennen. – Uns blüht vielleicht das Glück, schon im März in das große Wohnhaus hinunterziehen zu müssen.
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