• Van 1942-1945 hield het Duitse meisje Brigitte Eicke (1927-?) een dagboek bij. Een gedeelte daaruit over de laatste dagen van de oorlog is te lezen bij Der Spiegel.
5. Mai 1945
Sonnabend. Mutti hat sich nachmittags hingelegt und ich bin mit Tante Walli zur Stadt rein und wir haben Mut gefasst und haben uns bis zur Firma, zu Kösters durchgeschlagen. Es war schon alles ausgeräubert. Die Keller waren leer, wo wir erst vor zwei Wochen alles reingeschleppt haben. Die Schuhfabrik Ota war aufgebrochen und Berge Schuhe lagen herum, alles einzelne. Wir haben viel rumgewühlt und ich habe mir ein Paar Lederschuhe rausgesucht.
Unser Büro war durch einen Granateinschlag verschüttet, das heißt der Weg auf dem Flur, wir sind dann durch den Hintereingang hoch und es war noch alles so, wie wir gegangen sind. In Herrn Doktors Schrank hingen die Modellkleider, ich habe mir zwei rausgenommen und wir beide haben uns von den Ballen Seidenstoff für ein Kleid abgemacht, Herrn Doktors Reisewecker habe ich an mich genommen und habe ihn dann später Frau Baermann übergeben, das hätte ich nicht machen brauchen.
Jedenfalls waren wir ziemlich schwer beladen, als wir nach Hause gingen. Wir hatten solche Angst, dass die Russen uns was abnehmen würden, aber wir sind gut nach Hause gekommen. Wenigstens haben wir etwas ergattert, wenn auch mein Koffer bei Köster mehr enthalten hat und jetzt bestimmt weg sein wird. Die Kleider sind hübsch, die Schuhe passen auch. Unsere schöne Torpedo-Schreibmaschine stand auch noch da, wer weiß, wer die dann an sich genommen hat und die restlichen Kleider.
Um 10 Uhr sind wir schlafen gegangen. Unterwegs hatten wir noch viele Tote liegen sehen. Wie ich später erfuhr, sind beim Beschuss auch zwei Schulkameradinnen von mir umgekommen. Hilde Leppuhner, die zu der Zeit schon verheiratet war und Gerda Steussloff ist beim Einholen oben bei uns an der Kirche getroffen worden und war dann gleich tot.
6. Mai 1945
Um 10 Uhr aufgestanden, Mutti und Tante Walli sind zweimal zum Flakturm zum Friedrichshain Wasser holen und ich habe unterdessen die Küche sauber gemacht. Es ist schon eine Plagerei mit dem Wasserschleppen. Es beginnt jetzt eine Nazi-Verfolgung, wie damals bei den Juden, was wird mit mir werden?
7. Mai 1945
Montag. Ab 1 Uhr mussten wir alle mit Eimern antreten und mussten die Barrikade an der Kirche wegräumen, es war ein großes Stück Arbeit und die Russen haben aufgepasst.
Es heißt, wir müssen alle unsere Radioapparate abgeben, sonst machen wir uns strafbar. Nicht nur die Radios, auch Fotoapparate. Wir haben uns mit unseren Kasten auf die Socken gemacht, wir Dussels, was haben wir uns danach geärgert, kein Mensch hat mehr danach gefragt. Oben in der Prenzlauer am Bezirksamt stand eine große Schlange, auch Seiferts standen mit ihrem großen Kasten da und Foto. Unseren Knipskasten haben wir einfach versteckt. Wir haben zwei Stunden angestanden, um unseren schönen Apparat loszuwerden, haben noch unseren Namen und Adresse auf die Seitenwand geritzt, im Fall, dass wir ihn wiederkriegten, was sie uns damals erzählten, hätten wir wenigstens die Röhren rausmontiert, aber wir hatten eben nur Angst. Um 10 Uhr ins Bett.
8. Mai 1945
Dienstag. Von 10 bis 12 Uhr mussten wir bei uns gegenüber auf dem Schutthaufen Nr. 14 arbeiten in Eimerkette. Nachmittags ist Tante Walli mit allen unseren guten Wünschen nach Wilmersdorf losgezogen, um zu sehen, ob da noch alles lebt. Sie ist eine so gute und treue Seele, wie man sie sich suchen kann. Herrn Kaiser haben sie heute abgeholt, weil er auch Nazi war, die Russen haben noch viel gestohlen bei Kaisers, als sie drin waren. Und Frau Kaiser weint fürchterlich, den ganzen Abend, wir hören das ja immer so deutlich, weil unsere Wand fehlt. Abends Mutti den Kopf gewaschen.
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