11. Januar. Wenn jetzt der Friede geschehen sein wird, werden wir, wir anderen im Hinterlande, dann erst allmählich inne werden, was der Krieg war, für die draußen nämlich, für die Krieger. Wer in die Front bloß auf Besuch kommt, zu sicherer Stunde, ist doch kaum der richtige Zeuge. Nur selten einmal zeigt sie uns ein greller Blitz. Da sind jetzt bei Bruno Cassierer in Berlin Briefe des deutschen Mahlers Max Beckmann erschienen, die zuweilen in einem einzigen Satz mehr vom Wesen des Krieges enthalten (oder wenigstens diesen Eindruck machen) als ein umständklicher Bericht. So wenn Beckmann einmal aufschreit: "Eine wüste Quälerei ist das Leben - ich wollte, ich säße auf dem Mars, läse den 'Titan' und schliefe!" Aber dann wieder, als zum Sturm geblasen wird, reißt es doch auch den 'Titan'-Leser mit "in fiebernder Luft". "Dieser feuerspeiende Horizontlinie hat eine scheußliche Anziehungskraft für mich." Und schließlich wird der ganze Mensch aufgezehrt, alles Verbrennliche verbrennt im Brande des Krieges und nur das Letzte, nur der Asbest bleibt übrig, nur der Künstler, und der jauchzt knirschend auf: "Meine Kunst kriegt hier zu fressen!"
Hermann Bahr (1863-1934)was een Oostenrijkse schrijver en criticus.
Abonneren op:
Reacties posten (Atom)
Geen opmerkingen:
Een reactie posten