5. 10.07
Elf Uhr abends.
In der Früh hab ich Dir heut einen ganz dummen Brief geschrieben, es nutzt nichts: ich verlier vor Angst und Sorge um Dich und allerhand tückischen Gedanken gleich völlig den Kopf, wenn einmal einen halben Tag Dein Brief sich verspätet. Lach mich nur aus. Dafür war Nachmittag die Freude grenzenlos, als ich, aus dem Theater heimkomme, das liebe Briefl auf dem Tische sah. Und wie lieb wars! Weißt Du, Liebes, daß Du, so nebenbei und ohne es zu ahnen, eine der wunderbarsten Briefschreiberinnen bist, dies gibt? So lieb ist jeder Satz und aus allem fühlt man Dich so stark, daß man förmlich Deine geliebte Stimme klingen zu hören glaubt. Du bist halt so was menschlich großes, künstlerisch Feines, daß ich mir oft vor Dir ganz albern und gemein vorkomme. Es macht aber nichts, denn Du hast mich ja lieb und was Du mit Deiner starken Hand berührst, verwandelt sich und wird Dir ein bischen gleich und so muß ich heute doch schon was Wunderschönes geworden sein, nicht?
Auf wen Du wol eifersüchtig bist? Hab hin und her geraten, kanns nicht finden. Ist ja auch blutig blöd. Ich habe Dich so tief im Blute sitzen, daß Du mich ganz beherrscht. Vielleicht spielen mir meine Sinne einmal einen Streich und ich nehme mir einmal ein fremdes Stück Fleisch - es ware schauerlich für mich, weil der Ekel nachher scheußlich ware. Dir aber könnte es eigentlich gleichgiltig sein. Denn Dir gehore ich, durch Dich lebe ich allein, durch die von Dir mir zuströmende Kraft und Glut. Dreh den Hahn ab und ich bin verlöscht.
Manchmal kommts mir vor, als könnte sein, daß Du auf meine Frau eifersüchtig bist.
In einem ganz anderen Sinn freilich. Wie junge Frauen oft auf die Freunde eifersüchtig sind, die ihre Männer vor der Ehe haben. Bist Du wirklich so kindisch?
Liebes, ich leg mich ins Bett und ganz dicht an mir liegst Du und ich denk die schönsten Sachen, ich hab Dich ja so lieb!
Hermann Bahr (1863-1934)was een Oostenrijkse schrijver en criticus.
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