Tagebuch des Capitains Theodor von Papet (1791-1818) über den Feldzug in Russland 1812
d. 26.
Mittags kam auf einmal das Geschrei in das Dorf, dass Kosacken im Anzuge wären. Sogleich machten sich alle im Dorf sich befindenden und also auch ich uns auf und eilten mit beflügelten Schritten der Brücke zu. Hier war ich auch kaum angelangt, so zeigten sich auf einer hinter uns befindlichen Anhöhe einige Pulks mit 3 Kanonen, worunter eine Haubitze, womit sie auch sogleich dem Chaos von Menschen, der sich in der schrecklichsten Unordnung vor der Brücke gehäuft hatte, beschossen. Dass hier wenige Kugeln [ihr Ziel ver-]fehlten, lässt sich denken. Welch einen schrecklichen Tod hatten nicht die armen blessirten, die aufs elendigste zertreten wurden. Durch die viele Passage der Pferde war der vor der Brücke befindliche Platz, der morastig war, beinah aufgethaut, sodass die meisten Pferde hier einsanken, die dann durch die Anstrengungen, sich empor zu arbeiten, mehrere Menschen umwarfen, die, da von allen Seiten gedrängt wurde, meistentheils verlohren waren. So musste man also, um nach der Brücke zu gelangen, von einem Pferd aufs andere springen. Wer ausglitschte und unter ein Pferd zu liegen kam, wurde von den nachfolgenden zertreten. Wer unglücklicherweise die Brücke verfehlte, denn da man in diesen Haufen eingesperrt nicht wissen konnte, in welcher Direction dieselbe war, und sich also vom Ohngefähr leiten lassen musste, [der] wurde ins Wasser gedrängt und musste also, da der Fluss nicht zugefroren war und Hülfe unmöglich, ertrinken. Auf der Brücke selbst war die Gefahr nicht gross. Ich war so glücklich, diese Brücke, die so vielen ihr Leben kostete, nachmittags 4 Uhr hinter mir zu haben. Das diesseitige Ufer ist mit Holz besetzt.
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