maandag 14 januari 2019

Otti Anz -- 15 januari 1904

• Otti Anz (1876-1945) was een Duitse die veel in het buitenland gewoond heeft. Van haar verblijf in China (1903-1912) hield ze een fragmentarisch dagboek bij.

Den 15. Jan 1904
Weihnachten ist vorüber; ich kann kaum erinnern je ein so reizendes Fest erlebt zu haben, wie dieses erste hier im fremden Lande, zugleich das erste als Frau. Am 22. Dez. morgens, als ich gedankenversunken am Strand spazierenging und wenig Auge für das schöne Schauspiel hatte, das der weit hinausgefrorene Schaum und Schlick bot, hörte ich hinter mir ein bekanntes Flöten und sah, mich umwendend meinen Walter, ein Blatt Papier in der erhobenen Hand, eiligen Schrittes auf mich zukommen. Es war ein Telegramm, ich riss es auf:

Peter meldete seine Ankunft für den nächsten Tag in Tsingtau. Mit unartikulierten Freudelauten flog ich meinem Gatten an den Hals, der nicht wusste, ob er sich mehr über mein Glück oder das Kommen des fast unbekannten Schwagers freuen sollte.

Am nächsten Morgen fuhr ich nach Tsingtau. Der erste Zug kommt erst um 10 Uhr an, der Dampfer war schon um 7 Uhr dagewesen. Ich suchte meinen Bruder durch die ganze Stadt, setzte alle möglichen Menschen in Bewegung, bis ich ihn schließlich vom Hotel aus auf der Straße erspähte. Der Augenblick als wir uns beide lachend auf der Straße entgegenstürzten und nach ¾ Jahren “ein Wiedersehen in Australien“ feierten, werden wir beide nicht vergessen.

Wir haben dann im Hotel so gelacht und gescherzt, dass wir es schließlich für besser hielten, einen kleinen Spaziergang zu machen, um den verwunderten Blicken zu entgehen. In Tsangkou am Bahnhof erwartete uns W. Die beiden großen übermütigen Jungens waren gleich die besten Freunde. Ein Kuli trug Peter seinen Koffer nach, den er beinah am Bahnhof in Tsingtau vergessen hätte, wie er auch sämtliche Schirme und Handschuhe im Hotel zurücklassen wollte, nachdem er noch eben mit Genugtuung festgestellt hatte, dass auch jetzt noch bei mir ein kleines Löchlein in der Handbekleidung nicht zu den Unmöglichkeiten gehörte.

Während der folgenden 10 Tage ist eigentlich unaufhörlich gelacht und geredet worden.

[...]

Am 2. Jan. reiste Peter wieder ab und während der nächsten 8 Tage fühlte ich mich bitterlich einsam.

[...]

Die Eisenbahnwagen sind noch immer ungeheizt, der Direktor hat erklärt, für die paar Europäer wäre es zu kostspielig, und die Chinesen könnten sich warm anziehen. Die Züge haben bald Verspätung, bald fahren sie zu früh, je nachdem die chinesischen Bahnbeamten beim Kartenspiel sind oder daran wollen. Die Fahrpreise steigern sich beständig und die Coupés werden immer schmutziger und primitiver. –

In Japan droht Krieg mit Russland, alle deutschen Schiffe sind nach Tsingtau beordert.

In Tsingtau munkelt man davon, dass irgendeine Gesellschaft in Deutschland beschlossen habe, 25 junge Mädchen herauszuschicken zur raschen Bevölkerung der Kolonie. Heiratslustige Männer gibt es hier genug, aber keine passenden Vertreter des weiblichen Geschlechts. Ich fürchte nur, die Nachricht beruht auf einer Zeitungsente. –

Heute verlässt uns unser Koch für einen Monat, den er sich als Neujahrsurlaub erbeten hat. Hoffentlich kommt er wieder, denn er leistet auf seinem Gebiet Vortreffliches. Das sind in buntem Gemisch die Neuigkeiten der letzten 4 Wochen. –

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