zondag 24 juni 2018

Wilhelm Waiblinger -- 24 juni 1821

Wilhelm Waiblinger (1804-1830) was een Duitse dichter en schrijver. Tagebücher 1821-1826.

Den 24. Juni
Ich hatte im Träume eine freundliche Erscheinung. Ich sah Mina'n wieder: In einem Holz bei einigen verfallnen Türmen hinter tiefen Graben lagen wir. Junges Gebüsch schwang sich schlingelnd und umfassend um die alten Mauern, wie ein Jugendlicher Kranz um das Silberhaupt eines Greises. Wir sahen in die Unermeßlichkeit der Zeiten, und erblickten die weitesten Geschichten in kleine glanzende Minuten zusammengezogen, wenn wir die grauen Steine, die blitzahnlichen Risse, und die hohen, schaurigen Gestalten betrachteten. So zeigt uns der Himmel unendliche Räume in dunkles Blau gekleidet, und wie milchfarbene Schimmer, so unschuldig, wie die Wangen eines Kindes, die fernsten Heere seiner schweren ungeheuren Weiten. Neben mir lag das Madchen, in derselben Gestalt, unverandert, eben so bewegsam, unruhig im Auge, rasch, aber unendlich liebevoll. Ich betrachtete mit tiefer Sehnsucht wieder ihre anmutigen Züge, und wie sie so freundlich und lachelnd mich ansah, und die Hand auf das Herz legte, als seien wir nie getrennt gewesen. Der Anblick war unendlich tröstend und erquickend, ich lag lange in heiliger Entzückung, als ein glühender Kuß mich weckte, und die Erscheinung wieder hinweggenommen war. Der heilige Strahl hatte alle Schmerzen und Bekümmernisse aus meinem Herzen gesogen, so daß mein Gemüt wieder rein und leicht, und mein Geist wieder frei und fröhlich war, wie vorher. Nichts war übrig geblieben, als ein stilles inniges Sehnen, und ein wehmütiger Klang im Aller-Innersten. Aber die wilden Qualen der Einsamkeit, die herbe Pein der marternden Gegenwart, die trübe entsetzliche Leere, das zweifelnde Schwanken zwischen Furcht und Hoffnung war gewichen, und ich sah mich wieder, mit neuer Hoffnung, in Ruhe, in stillem Bewußtsein künftiger Dinge, ein Pilger in einer vollen bedeut-samen Welt. Stimme und Sprache waren wieder lebendig geworden, und es dünkte mir nunmehr alles viel bekannter und weis-sagender, als ehmals, so daß mir der Tod wie eine höhere Offenbarung des Lebens erschien, und ich mein eigenes, schnell vorüberschwebendes Dasein mit kindlich-heiterer Rührung betrachtete. Zukunft und Vergangenheit hatten sich in mir berührt und einen innigen Verein geschlossen: ich stand weit auSer der Gegenwart, und die Welt ward mir erst teuer, als ich sie zu verlieren glaubte, und mich nur als ein Fremdling in ihr fand, der ihre weiten bunten Sale noch eine kurze Weile durchwandern sollte.
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Könnte die Natur nicht über den Anblick Gottes versteinert geworden sein?

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