27. November. Bernhard Kellermann hat vorgelesen. »Einiges Ungedruckte aus meiner Feder«, so fing er an. Scheinbar ein lieber Mensch, fast graues, stehendes Haar, mit Mühe glatt rasiert, spitze Nase, über die Backenknochen geht das Wangenfleisch oft wie eine Welle auf und ab. Er ist ein mittelmäßiger Schriftsteller mit guten Stellen (ein Mann geht auf den Korridor hinaus, hustet und sieht umher, ob niemand da ist), auch ein ehrlicher Mensch, der lesen will, was er versprochen hat, aber das Publikum ließ ihn nicht, aus Schrecken über die erste Nervenheilanstaltsgeschichte, aus Langeweile über die Art des Vorlesens gingen die Leute trotz schlechter Spannungen der Geschichte immerfort einzeln weg mit einem Eifer, als ob nebenan vorgelesen werde. Als er nach dem ersten Drittel der Geschichte ein wenig Mineralwasser trank, ging eine ganze Menge Leute weg. Er erschrak. »Es ist gleich fertig«, log er einfach. Als er fertig wurde, stand alles auf, es gab etwas Beifall, der so klang, als wäre mitten unter allen den stehenden Menschen einer sitzen geblieben und klatschte für sich. Nun wollte aber Kellermann noch weiterlesen, eine andere Geschichte, vielleicht noch mehrere. Gegen den Aufbruch öffnete er nur den Mund. Endlich, nachdem er beraten worden war, sagte er: »Ich möchte noch gerne ein kleines Märchen vorlesen, das nur fünfzehn Minuten dauert. Ich mache fünf Minuten Pause.« Einige blieben noch, worauf er ein Märchen vorlas, das Stellen hatte, die jeden berechtigt hätten, von der äußersten Stelle des Saales mitten durch und über alle Zuhörer hinauszurennen.
Hier een toelichting op bovenstaand fragment.
Franz Kafka (1883-1924) was een Tsjechische schrijver. Zijn dagboeken 1910-1923 zijn te lezen bij Gutenberg.
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