dinsdag 29 mei 2012

Elisabeth von Heyking -- 29 mei 1900

29. Mai. Unendlich melancholische Tage. Je mehr ich von dieser Stadt [Mexico City] sehe, desto schrecklicher finde ich sie in ihrem namenlosen Schmutz, ihrem Staub, der alles durchdringt, und der furchtbaren zerlumpten Bevölkerung. Eine italienische Stadt dritter Güte ist Gold im Vergleich damit. Die Straßen sind entsetzlich lärmend durch das schlechte Pflaster. Für die nächsten Jahre ist außerdem alles in besonders chaotischem Zustand, weil alle Straßen aufgerissen werden, um endlich eine Kanalisation einzurichten. Daher soll besonders viel Fieber und Typhus herrschen, und deutsche Ärzte raten, Herbst und Winter fortzugehen. Nirgends sieht man etwas Augenerfreuendes, denn die paar grünen Plätze sind gänzlich verstaubt durch die Staubwirbelsäulen, die fortwährend aufsteigen. Erfreulich war die Bekanntschaft von Sir Henry und Lady Dering zu machen, die entsetzlich über Mexiko und die hiesige Gesellschaft klagen. Der Präsident gibt bei jeder seiner Neuwahlen, also alle vier Jahre, ein Diner, zu dem er auch die Gesandten einlädt, und damit ist die Geselligkeit erschöpft. Die Minister oder reichen Mexikaner erwidern kaum die Karten, die man bei ihnen abgibt. Sie sollen die Fremden detestieren und sich mehr und mehr abschließen, besonders seit so viele Yankees ins Land strömen, und sie wollen vor allem nicht, daß ihre Frauen in Kontakt mit fremden Frauen kommen. Der italienische Gesandte ist der einzige, der hier etwas zu tun hat, wegen italienischer Arbeiter, die hier einen Strike begonnen haben. Er ist aber, kaum angekommen, infolge des furchtbaren Staubes, an einer schlimmen Augenkrankheit erkrankt. Mit ihm und dem niederländischen Baron Gevers, dem belgischen Geschäftsträger, Herrn Peltzer, wohnen wir hier in dem schlechten, teuren Hotel Sanz und bilden eine kleine mißvergnügte diplomatische Kolonie.


Elisabeth von Heyking (1861-1925) was een Duitse schrijfster, en getrouwd met een diplomaat. Haar dagboeken werden na haar dood uitgegeven als Tagebücher aus vier Weltteilen.

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