dinsdag 10 september 2019

Reinhard Karger • 11 september 2001

• Reinhard Karger bezocht in 2001 in de dagen rond 9/11 zijn broer in New York, en hield toen een dagboek bij.

Dienstag, 11. September: Ich wollte mich später mit Steve, dem Sohn des zweiten Mannes meiner Mutter, treffen. Wir hatten Zeit und Ort noch nicht ausgemacht, aber wir waren verabredet, bis spätestens 10 Uhr zu telefonieren. Mit meinem Bruder frühstückte ich im Heck des Bootes mit Blick auf Manhattan. Der Morgen war ruhig und warm, das Wetter versprach, ausgezeichnet zu werden. Die Sonne ging genau zwischen den Zwillingstürmen über der Stadt auf. Ich fotografierte sie so oft, dass mein Bruder mich irgendwann fragte, ob ich denn nicht allmählich genug Bilder davon hätte.

Mein Bruder fuhr zur Arbeit, und ich saß mit einem Buch auf Deck, bis die Sonne zu stark wurde. 8.15 Uhr ging ich in die Kajüte und legte mich mit dem Buch so auf das Bett, dass ich durch die Decksluke den blauen Himmel sehen konnte. Das Boot schaukelte leicht, und ich schlummerte über meinem Buch ein. Kurz nach 9 Uhr klingelte das Telefon. Es war Steve. Wir plauderten und machten Pläne für den Tag. Er erklärte mir, wo wir uns treffen könnten, welche Linie ich am besten nehmen sollte. Ich wollte eine Zigarette rauchen und kletterte auf Deck. Dann erst sah ich den Rauch.

Zuerst bemerkte ich eine Wolke im Süden, eigenartig grade, wie eine liegende Zigarre. Ich drehte den Kopf, erkannte, dass sie bei den World Trade Centern endete. Dann erst verstand ich, dass sie dort begann. Ich sagte zu Steve: "Die Tower brennen." Jetzt erst bemerkte ich die Menschen auf den anderen Booten, die auch nach Manhattan hinüberblickten. Ein Pärchen auf einem benachbarten Boot hatte einen Fernseher. Sie sagten: Terroristen mit Flugzeugen, ein Anschlag, kein Unfall, beide Türme getroffen. Ich legte auf. Steve habe ich in dem Sommer nicht mehr gesehen.

Fassungslos starrte ich auf die qualmenden Twin Towers. Hinter einigen Fenstern schien es zu brennen. Der Himmel darüber war strahlend blau. Teile der Fassade fielen hinunter. Ich holte die Kamera und begann zu fotografieren. Dann geschah das Unfassbare: Dunkel und böse grollend brach der Südturm in sich zusammen, implodierte. Der Kollaps zog sich eine gefühlte Ewigkeit hin. Als er abebbte, quoll eine Wolke aus den Straßen hervor, bedeckte die umgebenden Häuser und verhüllte den unteren Teil von Manhattan. Der Südturm war verschwunden. Der Nordturm stand in einer Wolke aus Staub, Stahl und Rauch.

Wieder klingelte das Telefon. Mein Vater rief aus Deutschland an. Er fragte, wie es mir ginge, wo ich sei. Ich sage nur: "Der eine Turm ist weg, einfach weg." Er erklärte mir: "Auch das Pentagon ist getroffen, vielleicht noch mehr. In Pennsylvania haben sie ein Flugzeug abgeschossen." Das Ausmaß der Katastrophe überstieg alle Vorstellungen. Immerhin: Der Nordturm des WTC stand noch. Qualmend. Die Situation schien sich zu entspannen.

Etwa um 10.30 Uhr passierte es: Laut, dumpf und wie in Zeitlupe sackte das Gebäude in sich zusammen. Eine Rauchsäule zeichnete seine Silhouette ein letztes Mal in den Himmel. Dann verschlang die Wolke Manhattan und verfinsterte die Sonne. Die Insel verschwand völlig. Eine Brise Nordwind drückte Staub und Qualm aus den Straßen nach Süden in den Hafen von New York. Ganz allmählich klärte sich der Rauch ein wenig, und die Skyline zeigte ihre neuen Konturen.

Erst am späten Nachmittag, und für mich nicht mehr hörbar, kollabierte nach langen Bränden auch ein dritter Turm, WTC 7, ein Hochhaus mit 47 Stockwerken, allerdings ohne eine wirklich fühlbare Lücke zu hinterlassen. Die Zwillingstürme hatten wie kein anderes Gebäude die Skyline dominiert.

Mein Bruder kam erst spät zurück. Die Straßen waren verstopft, überall gab es Staus und Kontrollen. Der Abendhimmel war wolkenlos. Als die Sonne unterging, tauchte sie ganz Manhattan in rötlich-goldenes Licht. Der Tag ging - und hinterließ tiefe Ratlosigkeit und Trauer. Das Fernsehen brachte pausenlos Berichte, Gespräche, Spekulationen über die Zahl der Opfer - und bald auch Namen von Tätern und Vermutungen über Motive. Jedem war bewusst: Etwas war an diesem Tag geendet. Aber keiner wußte, was begonnen hatte.

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